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Weshalb fragen Sie auf den Anamnesebögen nach den Medikamenten? Ist das wichtig?
Ja! Denn der „Patient von heute“ nimmt im Durchschnitt 6 verschiedene Medikamente ein!
Daher ist die Medikamentenanamnese unverzichtbar, um die ursächlichen Erkrankungen zu erkennen und mögliche Wechselwirkungen zu vermeiden. Vor allem gilt es jedoch die unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW = Nebenwirkungen) in Ihrer Bedeutung für die zahnmedizinischen, therapeutischen und prophylaktischen Behandlungen einschätzen zu können.
Es ist überraschend, wie viele verschiedene orale Befunde als mögliche Nebenwirkung von Arzneimitteln entstehen können. Von den häufigen Befunden der Xerostomie bis hin zum seltenen, teils lebensbedrohliche Angioödem, welches durch zahnmedizinische Eingriffe ausgelöst werden kann, gibt es vieles zu „entdecken“. Ein Überblick über die UAWs ist auch wertvoll bezüglich der eigenen Anwendung oder Empfehlung von Präparaten, um unnötige Komplikationen zu vermeiden.
Das Wissen um diese UAWs hilft konkret die Befunde richtig einzuschätzen und die korrekten Konsequenzen für die Behandlung dieser Befunde und vor allem der Patienten zu finden.
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Zahlreiche, v.a. ältere Patienten, in der Zahnarztpraxis leiden unter neurologischen und neuro-psychiatrischen Erkrankungen wie Schlaganfall, Demenz, Parkinson, Multipler Sklerose, Depression, Schlafstörungen etc.
Diese Erkrankungen gehen in der Regel mit einer ausgeprägten Polypharmakologie sowie einer ausgeprägten Sensitivität für Nebenwirkungen einher, auf die die zahnärztliche pharmakologische Verordnung Rücksicht nehmen muß. Dabei lassen sich folgende Problemfelder definieren:
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In Deutschland leiden nach Auswertungen der AOK etwa 41% ihrer Versicherten unter drei und mehr chronischen Krankheiten und erfüllen damit das Kriterium der Multimorbidität. Gleichzeitig nehmen knapp ein Viertel der AOK-Versicherten fünf und mehr Medikamente regelmäßig ein (Polypharmazie). Pharmaka wirken im Alter nicht grundsätzlich „anders“, aber eine Vielzahl organischer Veränderungen machen eine angemessene Therapie bei älteren Risikopatienten deutlich schwieriger als bei jungen Patienten. Aufgrund der aktuellen demografischen Veränderungen ist zu erwarten, dass die Anzahl älterer, multimorbider Patienten mit Polypharmakotherapie deutlich zunimmt. Somit ist es von großer Bedeutung, die individuelle gesundheitliche Situation dieser Patienten korrekt zu erfassen und die Behandlungsstrategie daran auszurichten. Beispielhaft werden die adäquate zahnärztliche Vorgehensweise bei antikoagulierten Patienten dargestellt und Entscheidungshilfen für eine sichere Behandlung gegeben.
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Antibiotika und Analgetika gehören zu den meiste verordneten Arzneistoffen in der zahnärztlichen Praxis. Sie werden sowohl zur Therapie als auch Prophylaxe eingesetzt. Im Vortrag werden die für die zahnärztliche Praxis wichtigsten Pharmaka dieser Arzneigruppen vorgestellt. Bei der Therapie und Wahl der Arzneistoffe sind zu erwartender Nutzen und Nebenwirkungen Patienten-spezifisch abzuwägen. Der Schwerpunkt wird daher auf den Indikationen, Kontraindikationen, Wechselwirkungen und Wirkmechanismen liegen. Welche Interaktionen sind zu beachten? Welche Substanzen sollten bevorzugt bei welcher Patientengruppe/Indikation gegeben werden?
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Diabetes mellitus ist eine Volkskrankheit, von der in Deutschland ca. 8,5 Mio. Menschen betroffen sind. Hiervon leiden ca. 90% an Diabetes mellitus Typ 2, ca. 400.000 Menschen haben Typ 1 Diabetes, der lebenslang mit Insulin behandelt werden muss. Die „Dunkelziffer“ der nicht diagnostizierten Menschen mit Typ 2 Diabetes wird auf ca. 1-2 Mio. geschätzt. Typ 2 Diabetes tritt meist schleichend im mittleren bis höheren Lebensalter auf und kann anfänglich oft ohne Medikamente durch Lebensstilintervention behandelt werden. Alle Diabetestypen sind durch eine Störung der Glukosestoffwechsellage mit Neigung zur Hyperglykämie gekennzeichnet. Chronische Hyperglykämie führt zu mikro- und makrovaskulären Gefäßkomplikationen und zu vermehrter Infektneigung. Paradontitis und Zahnverlust sind bei Diabetes mellitus häufiger als bei der Normalbevölkerung. In diesem Vortrag geht es um Grundlagen der Diabeteserkennung, der Diabetesbehandlung und um Behandlung von Diabeteskomplikationen. Auf Besonderheiten, die für den zahnärztlichen Alltag besonders wichtig sind, wird abgehoben. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Zahnmedizinern und Allgemeinärzten, Diabetologen und Internisten ist sehr wichtig, um Menschen mit Diabetes optimal zu versorgen.
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Der Cannabiskonsum soll in Deutschland legalisiert werden, und gleichzeitig will eine Bewegung Cannabis als Medikament etablieren.
Die Pflanze Cannabis sativa synthetisiert viele aktive Substanzen, die bekanntesten von ihnen sind D9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol. In den vergangenen 30 Jahren wurden die primären Zielproteine für Cannabinoide identifiziert, die CB1– und CB2-Cannabinoid-Rezeptoren. Diese Rezeptoren kommen praktisch in allen Geweben des menschlichen Körpers vor, die CB1-Rezeptoren vor allem in vielen Hirnregionen und in peripheren Neuronen.
Zwischen 1960-1980 wurde Cannabis als „recreational“ Droge populär. Lange betrug die Konzentration von THC in der Pflanze 2 %. Bei dieser Konzentration und seltenem Konsum durch Erwachsene war Cannabis eine eher harmlose Droge. Eine unerwünschte Wirkung fiel schon damals auf: Cannabiskonsum verdoppelte das Risiko für die Entwicklung einer schizophrenen Psychose. Während der vergangenen 20 Jahren steigerten Cannabisproduzenten die THC-Konzentration in der Pflanze bis auf 24 %! Bei dieser THC-Konzentration ist Cannabis keine harmlose Droge mehr: Akute psychotische Episoden aber auch Kreislaufwirkungen können auftreten. Der Konsum von hochprozentigem Cannabis kann bei Jugendlichen das Schizophrenie-Risiko erhöhen, mit der Entwicklung des Nervensystems interferieren und die schulische Leistungsbereitschaft mindern.
Eine Pflanze mit vielen Inhaltsstoffen ist ein suboptimales Medikament. Schwerer wiegt, dass die Cannabinoidrezeptoren überall im Körper mit hoher Dichte vorkommen. Will man mit THC in einer Hirnregion eine therapeutische Wirkung auslösen, z. B. Analgesie, wird THC in anderen Hirnregionen gleichzeitig mehrere Nebenwirkungen triggern. Ein selektiver therapeutischer Effekt ist ausgeschlossen. Es ist bemerkenswert, dass medizinischer Cannabis das gesetzlich vorgeschriebene Verfahren für die Zulassung eines neuen Medikaments nicht durchlief.
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Viele Patienten, die zu uns in die zahnärztliche Praxis kommen, haben seit mehreren Jahren ein allgemeinmedizinisches Grundleiden, das aufgrund der guten Fortschritte in der Medizin und Pharmakologie stabil ist und auf den ersten Blick nicht unbedingt auffällt. Die Anamnese bei diesen Patienten zeigt dann aber oft sehr relevante Grunderkrankungen, wie metastasiertes Tumorleiden, Osteoporose, Rheuma oder die regelmäßige Einnahme sehr potenter Medikamente wie Bisphosphonate oder Immunsuppressiva. Für die zahnmedizinische Behandlung und insbesondere für notwendige zahnärztlich-chirurgische Maßnahmen ist die Kenntnis dieser Grundleiden und Medikamente äußerst wichtig, um vor, während und auch nach der Behandlung die richtigen Entscheidungen für eine möglichst komplikationsfreie Therapie treffen zu können.
Im Vortrag werden die oben genannten Grunderkrankungen und Medikamente mit den damit verbundenen Konsequenzen für die zahnmedizinische Behandlung praxisnah erleutert.
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Die zahnärztliche Lokalanästhesie ist eine sichere und zuverlässige Technik zur Schmerzausschaltung für zahnärztliche Behandlungen. Lokalanästhetikum, Vasokonstriktor und Technik sollten entsprechend den Bedürfnissen der Patienten und der geplanten Behandlung differenziert ausgewählt und eingesetzt werden.
Die Zahl alter und multimorbider Patienten, die zahnärztlich behandelt werden, nimmt aufgrund der demografischen Veränderungen der Bevölkerung kontinuierlich zu. Doch Alter bedeutet nicht per se erhöhtes Behandlungsrisiko. Erst die Art und vor allem die Anzahl der Erkrankungen und eingenommenen Medikamente führen zu einem relevanten Anstieg.
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In der zahnärztlichen Praxis können insbesondere postinterventionelle Nachblutungen ein ernstzunehmendes Problem darstellen. Bei Patienten unter oraler Antikoagulation/Thrombozytenaggregationshemmung besteht eine weitgehende Unsicherheit bezüglich der Vorbereitung, der Durchführung sowie der Nachsorge im Rahmen zahnärztlicher Eingriffe. Die Einführung neuerer oraler Antikoagulantien und Thrombozytenaggregationshemmer impliziert weitere potentielle Schwierigkeiten. Ein Absetzen, eine Veränderung oder eine Reduktion der Antikoagulation erhöht das möglicherweise fatale Risiko thrombembolischer Ereignisse, andererseits sind letale Blutungsereignisse nach zahnärztlich-chirurgischen Eingriffen unter oraler Antikoagulation/Thrombozytenaggregationshemmung ebenso möglich. Daher werden wir im Rahmen dieser Fortbildung Empfehlungen für den Umgang mit Patienten unter oraler Antikoagulation/Thrombozytenaggregationshemmung erarbeiten und praxisrelevant zusammenfassen.
Live-Stream und On-Demand
auf zfz-stuttgart.de/
winter-akademie2024
31.01. – 31.03.2024
Zahnärzte/innen: 189 Euro
Vorbereitungsassistenten/innen, GPZ- oder DGDH-Mitglieder: 139 Euro
15 Fortbildungspunkte
Für die Bescheinigung der
Fortbildungspunkte müssen die Vorträge live oder aufgezeichnet angeschaut werden.